Im Herzen einer jeden Beziehung, insbesondere in der Ehe, liegt ein tiefes, oft unergründetes Potential für Wachstum und Veränderung. Dieses Potential kann jedoch nur dann vollständig entfaltet werden, wenn beide Partner bereit sind, in die Qualität ihrer Beziehung zu investieren, und zwar in einer Art und Weise, die über das Oberflächliche hinausgeht. Der Schlüssel zu einer solchen Investition findet sich in einem einfachen, doch tiefgreifenden Prinzip, das in Galater 6:7-9 verankert ist: „Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist das ewige Leben ernten. Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.“

Diese Worte bieten nicht nur eine Erklärung dafür, warum wir in unserer Ehe möglicherweise nicht das erleben, was wir uns wünschen, sondern sie bieten auch den Schlüssel, um genau das zu erhalten, nach dem wir suchen. Das Prinzip des Säens und Erntens ist ein unveränderliches Gesetz des Königreichs, das besagt, dass die Qualität dessen, was wir in unsere Beziehungen einbringen, direkt die Qualität dessen bestimmt, was wir aus ihnen herausbekommen. „Ich werde liebevoller sein, wenn sie/er liebevoller ist“, funktioniert nicht und ist doch die Art und Weise, wie viele Ehen geführt werden. Wenn wir Zwietracht oder Konflikte in unsere Ehe säen, ist das genau das, was wir ernten werden. Man sät keine Tomaten, um Mais zu ernten. Wenn wir Geduld säen, ernten wir Geduld. Wenn wir Gnade säen, ernten wir Gnade.

Es ist wichtig zu verstehen, dass wir keine übernatürliche, geistliche Ernte erwarten können, wenn wir irdisches, fleischliches Saatgut verwenden. Galater 6:8 mahnt uns, nicht auf der Grundlage unseres fleischlichen Wesens mit unserem Ehepartner zu interagieren. Wenn es Probleme in der Ehe gibt, ist es entscheidend, in die Ehe genau die Dinge zu säen, die man sich wünscht.

Die bedingungslose, christusähnliche Liebe einer Ehefrau kann oft einen distanzierten, kühlen Mann in einen warmen, liebevollen Ehemann verwandeln. Ebenso kann die bedingungslose Liebe eines Ehemanns das Herz seiner Frau für körperliche Intimität und Sanftheit erwärmen und erweichen. Jeder Partner benötigt das, was der andere zu bieten hat: Frauen sehnen sich oft nach der Stärke und Führung ihres Mannes, nach Sicherheit, nicht-sexueller Zuneigung, offener und ehrlicher Kommunikation und Führung (nicht Dominanz). Männer hingegen benötigen körperliche Nähe und Kontakt von ihrer Frau, Ehre, häusliche Unterstützung, Kameradschaft und Geschlechtsverkehr.

Um das zu erhalten, was wir von unserem Ehepartner benötigen, müssen wir zu dem werden, was sie oder er benötigt. Kurz gesagt, wir müssen lernen, unsere eigenen Bedürfnisse hintenanzustellen und uns stattdessen auf die Bedürfnisse unseres Partners zu konzentrieren. Dies erfordert ein Sterben an unseren eigenen Bedürfnissen und eine Fokussierung auf die Bedürfnisse des anderen.

Diese dynamische und doch herausfordernde Reise der gegenseitigen Hingabe und des Dienens bildet die Grundlage für eine tiefe, erfüllende und dauerhafte Beziehung, die nicht nur die Bedürfnisse beider Partner erfüllt, sondern auch ein Zeugnis der transformierenden Kraft der Liebe und Gnade darstellt, die im Herzen des Evangeliums liegt.

Es geht nicht um mich

Im Zentrum des christlichen Glaubens steht die Aufforderung zur Selbstverleugnung, ein Prinzip, das nicht nur unsere persönliche Spiritualität, sondern auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen tiefgreifend beeinflusst. In Lukas 9:23 fordert Jesus die Menschen auf: „Und er sprach zu allen: Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz täglich auf sich und folge mir.“ Diese Worte illustrieren eindrucksvoll die Bedeutung des Selbstverzichts, nicht nur als individuelles spirituelles Ideal, sondern auch als essenziellen Bestandteil einer gesunden und gedeihenden Ehe.

Jesus macht deutlich, dass wir Ihm nicht nachfolgen können, solange wir nicht dem Selbst gestorben sind. Diese Aufforderung findet in keinem Bereich unseres Lebens eine stärkere Resonanz als in Ehe und Familie. Hier, im alltäglichen Miteinander, werden wir ständig mit der Herausforderung konfrontiert, unsere eigenen Wünsche und Bedürfnisse hinter die unseres Partners zu stellen. Ehe funktioniert nicht, wenn einer oder beide Partner sich selbst in den Mittelpunkt stellen. Vielmehr gedeiht sie, wenn wir das Wohl unseres Partners über unser eigenes stellen.

Konflikte und Streitigkeiten in der Ehe entstehen und bestehen fort, weil wir sie zulassen. Sie zu durchbrechen, erfordert eine bewusste Entscheidung gegen das eigene Ego und für die Harmonie der Beziehung. Ehemänner sind aufgerufen, die Initiative zur Versöhnung zu ergreifen, für ihren Teil am Konflikt um Vergebung zu bitten und die Gnade gegenüber ihrer Frau zu demonstrieren, die Jesus uns allen erwiesen hat. Ehefrauen werden ermutigt, Vergangenes ruhen zu lassen und nicht ständig alte Fehler und Versäumnisse des Partners aufzuwärmen, die Badewanne der Bitterkeit zu leeren und stattdessen den Weg der Vergebung und des Neubeginns zu beschreiten.

Beide Partner sollten ihre individuellen Agenden hinter sich lassen und sich auf die Einheit konzentrieren, die Gott für sie vorgesehen hat. Dies bedeutet, persönliche Vorhaben und Wünsche dem gemeinsamen Ziel einer harmonischen, auf gegenseitigem Respekt und Liebe basierenden Beziehung unterzuordnen. Die Kunst des Vergessens und des Vergebens spielt hierbei eine zentrale Rolle, denn nur so kann ein Raum geschaffen werden, in dem Wachstum, Verständnis und tiefe Verbundenheit gedeihen können.

Die Ehe ist somit nicht nur eine Verbindung zweier Menschen, sondern auch ein spiritueller Weg, der uns herausfordert, über unser eigenes Ich hinauszugehen und in der Hingabe an den anderen die wahre Bedeutung von Liebe und Gemeinschaft zu entdecken. Es ist ein Weg, der Mut, Demut und die Bereitschaft erfordert, täglich das eigene Kreuz auf sich zu nehmen und in den Fußstapfen Jesu zu wandeln.

Geduld bei der Ernte

Im Herzen des Evangeliums nach Markus, Kapitel 4, Verse 26 bis 28, finden wir eine tiefe Wahrheit, die durch die Analogie der Landwirtschaft vermittelt wird. Es ist die Lehre von der Geduld im Wachstumsprozess, die besagt: „Denn das Reich Gottes ist so, als wenn ein Mensch Samen auf die Erde wirft und schläft und aufsteht Nacht und Tag, und der Samen geht auf und wächst, er weiß selbst nicht wie. Die Erde bringt von selbst Frucht, erst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre.“ Diese Worte verdeutlichen, dass wie in der Natur, so auch in unserem spirituellen und zwischenmenschlichen Leben, die Ergebnisse unserer Bemühungen nicht sofort sichtbar sind.

Das Prinzip des Säens und Erntens, das hier illustriert wird, erinnert uns daran, dass Geduld eine wesentliche Tugend ist, nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in unseren Beziehungen, insbesondere in der Ehe. Wie der Bauer, der die Samen pflanzt und dann wartet, bis diese zuerst zum Halm, dann zur Ähre und schließlich zum vollen Korn in der Ähre heranwachsen, müssen auch wir in unseren Beziehungen Geduld üben. Dies bedeutet, dass wir nicht sofort Ergebnisse für unsere Bemühungen erwarten können, sondern vertrauensvoll und geduldig auf die Früchte unserer Liebe und Hingabe warten müssen.

Diese Geduld in der Ernte unserer Beziehungen zu praktizieren, erfordert ein tiefes Vertrauen in die transformierende Kraft der Liebe und des Glaubens. Wir sind aufgerufen, Gott für das Ergebnis zu danken, bevor es manifestiert ist, unsere Saat der Liebe mit dem Wort Gottes zu bewässern und unsere eigene Geduld als Frucht des Geistes, der in uns lebt, zu bekennen, wie es in Galater 5:22-23 beschrieben wird.

Durch diesen Prozess des Säens, Wartens und Erntens lernen wir, die tiefen Wahrheiten zu schätzen, die unsere Beziehungen und unser Leben bereichern können. Es ist eine Lektion in Demut, Glaube und letztendlich in Liebe, die uns lehrt, über unsere unmittelbaren Bedürfnisse und Wünsche hinauszuschauen und stattdessen die langfristige Vision einer liebevollen, erfüllenden Beziehung zu umarmen, die im Einklang mit Gottes Willen wächst und gedeiht.

Den gesamten Beitrag »Säen und Ernten in der Ehe« und weitere spannende Artikel findest du in der aktuellen Business & Leadership Magazin Ausgabe 1/2024 -> LINK